24.09.2009, 17:26
Am 19. September wurde die bislang größte Metaanalyse zum Einfluss von Fett und Fettsäuren auf KHK und Gesamtsterblichkeit im Auftrag der FAO/WHO veröffentlicht.
Skeaff CM, Miller J. Dietary fat and coronary heart disease: summary of evidence from prospective cohort and randomised controlled trials. Ann Nutr Metab. 2009;55(1-3):173-201.
Ergebnis: Gesättigten Fettsäuren sind KEIN Risikofaktor für Herzinfarkt. Gesättigte Fettsäuren erhöhen auch nicht die Gesamtsterblichkeit. Das gleiche gilt für die Gesamtfettzufuhr.
An diesen Analysen gibt es nichts zu meckern. Bemerkenswert werden die Auswertungen erst, wenn die PUFAs ins Spiel kommen: Tabelle 12 weist für sie ein signifikant erhöhtes Risiko für KHK-Tod aus. Bei Koronar-Ereignissen hingegen ist das Risiko minimal und nicht signifikant gesenkt. Wie die Autoren dann aber pro 5 %en erhöhte PUFA-Zufuhr eine Senkung des KHK-Risikos hinbekommen, das wird leider nicht mit einem Wort diskutiert. Marginal signifikant war das Risiko auch nur bei den KHK-Ereignissen – bekanntlich sehr „weiche Endpunkte“. Vielleicht erklärt ja die Unilever-Nähe des einen Autors dieses verblüffende Ergebnis.
Ergebnisse der klinischen Studien: Weder eine fettarme noch eine fettmodifiziert Diät hat Einfluss auf die Gesamt-Sterblichkeit. Die Fettmodifikation – mehr PUFA und weniger SAFA – hat auch keine Senkung bei der KHK-Sterblichkeit erbracht (Tab. 20).
Bei den „weichen“ KHK-Ereignissen hingegen findet sich eine marginal signifikante Senkung. Dazu ist ganz allgemein zu sagen, dass das alles keine doppelblinden Placebo-kontrollierten Studien waren. Butter/Margarine-Studien sind immer „offen“, schließlich schmeckt man den Unterschied gehörig und sowohl der Proband als auch der Studienleiter erfährt, in wer in welcher Gruppe ist. Das hat immer einen Einfluss auf die Ergebnisse!
Ganz konkret ist zu der Auswertung der klinischen Studien noch zu sagen, dass diese „protektiven“ Effekte der Fettmodifikation vor allem durch zwei alte Studien getragen werden: Die Oslo-Studie und die Finnish Mental Hospital Study. Erstere hat Omega-3-reiche Margarine (Marine-Oils) verwendet und wurde in der Metaanalyse von Hooper deshalb getrennt bewertet (Hooper et al. 2001). Und die Finnish Mental Hospital Study war nicht nur NICHT randomisiert – und erfüllte damit nicht die Kriterien für Aufnahme in diese neue Metaanalyse – sie hatte ein völlig unakzeptables Design und eine unakzeptable Durchführung: Etwa die Hälfte der Teilnehmer wurden im Verlauf der Studie nach nicht näher beschriebenen Kirterien ausgetauscht! Drei Statistiker der US-Gesundheitsbehörden hatten diese Studie deshalb auch schon frühzeitig in der Luft zerrissen (Halperin M, et al. 1973). Die oben zitierte Metaanalyse von Hooper et al. 2001 hat sie auch genau aus diesem Grund ausgeschlossen.
Das heißt: Ohne diese beiden höchst umstrittenen klinischen Studien wäre also noch weniger rausgekommen. Nun sind sie aber mysteriöserweise drin und Unilever wird sich sicherlich sehr freuen, denn die Margarine-Botschaft ist damit „belegt“.
Also – nichts Neues aus Rom von der FAO/WHO. Da sich die heutige Datenlage überwiegend auf alte Studien stützt, hätte man das schon alles viel früher wissen können – wenn man hingesehen hätte. Doch wer bislang auf diese Datenlage hinwies wurde als unwissenschaftlich diskreditiert und als Querulant diffamiert. Mal sehen, ob sich das nun ändert...
NW
Skeaff CM, Miller J. Dietary fat and coronary heart disease: summary of evidence from prospective cohort and randomised controlled trials. Ann Nutr Metab. 2009;55(1-3):173-201.
Ergebnis: Gesättigten Fettsäuren sind KEIN Risikofaktor für Herzinfarkt. Gesättigte Fettsäuren erhöhen auch nicht die Gesamtsterblichkeit. Das gleiche gilt für die Gesamtfettzufuhr.
An diesen Analysen gibt es nichts zu meckern. Bemerkenswert werden die Auswertungen erst, wenn die PUFAs ins Spiel kommen: Tabelle 12 weist für sie ein signifikant erhöhtes Risiko für KHK-Tod aus. Bei Koronar-Ereignissen hingegen ist das Risiko minimal und nicht signifikant gesenkt. Wie die Autoren dann aber pro 5 %en erhöhte PUFA-Zufuhr eine Senkung des KHK-Risikos hinbekommen, das wird leider nicht mit einem Wort diskutiert. Marginal signifikant war das Risiko auch nur bei den KHK-Ereignissen – bekanntlich sehr „weiche Endpunkte“. Vielleicht erklärt ja die Unilever-Nähe des einen Autors dieses verblüffende Ergebnis.
Ergebnisse der klinischen Studien: Weder eine fettarme noch eine fettmodifiziert Diät hat Einfluss auf die Gesamt-Sterblichkeit. Die Fettmodifikation – mehr PUFA und weniger SAFA – hat auch keine Senkung bei der KHK-Sterblichkeit erbracht (Tab. 20).
Bei den „weichen“ KHK-Ereignissen hingegen findet sich eine marginal signifikante Senkung. Dazu ist ganz allgemein zu sagen, dass das alles keine doppelblinden Placebo-kontrollierten Studien waren. Butter/Margarine-Studien sind immer „offen“, schließlich schmeckt man den Unterschied gehörig und sowohl der Proband als auch der Studienleiter erfährt, in wer in welcher Gruppe ist. Das hat immer einen Einfluss auf die Ergebnisse!
Ganz konkret ist zu der Auswertung der klinischen Studien noch zu sagen, dass diese „protektiven“ Effekte der Fettmodifikation vor allem durch zwei alte Studien getragen werden: Die Oslo-Studie und die Finnish Mental Hospital Study. Erstere hat Omega-3-reiche Margarine (Marine-Oils) verwendet und wurde in der Metaanalyse von Hooper deshalb getrennt bewertet (Hooper et al. 2001). Und die Finnish Mental Hospital Study war nicht nur NICHT randomisiert – und erfüllte damit nicht die Kriterien für Aufnahme in diese neue Metaanalyse – sie hatte ein völlig unakzeptables Design und eine unakzeptable Durchführung: Etwa die Hälfte der Teilnehmer wurden im Verlauf der Studie nach nicht näher beschriebenen Kirterien ausgetauscht! Drei Statistiker der US-Gesundheitsbehörden hatten diese Studie deshalb auch schon frühzeitig in der Luft zerrissen (Halperin M, et al. 1973). Die oben zitierte Metaanalyse von Hooper et al. 2001 hat sie auch genau aus diesem Grund ausgeschlossen.
Das heißt: Ohne diese beiden höchst umstrittenen klinischen Studien wäre also noch weniger rausgekommen. Nun sind sie aber mysteriöserweise drin und Unilever wird sich sicherlich sehr freuen, denn die Margarine-Botschaft ist damit „belegt“.
Also – nichts Neues aus Rom von der FAO/WHO. Da sich die heutige Datenlage überwiegend auf alte Studien stützt, hätte man das schon alles viel früher wissen können – wenn man hingesehen hätte. Doch wer bislang auf diese Datenlage hinwies wurde als unwissenschaftlich diskreditiert und als Querulant diffamiert. Mal sehen, ob sich das nun ändert...
NW